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Reifenguide // Gravel und Mtb Reifenguide // Gravel und Mtb

Reifenguide // Gravel und Mtb

Reifenwahl für Gravel- und Mountainbikes

Reifen bilden oft unterschätzt den einzigen Kontakt zur Straße oder zum Trail. Die Wahl des Reifens kann darüber entscheiden, ob man einen Tag voller Freude und Fahrspaß erlebt – oder das Bike nach zehn Minuten wieder entnervt abstellt.

Hier findet ihr eine kurze Übersicht und Anleitung zur richtigen Reifenwahl für Gravel- und Mountainbikes – inklusive ihrer Unterschiede.

 

Schlauchreifen gegen Tubeless

Zunächst sollte man zwischen zwei Grundkonzepten unterscheiden:

  • Schlauchreifen
  • Tubeless-Systeme

In den letzten Jahren haben sich Tubeless-Systeme für Gravel- und Mountainbikes als besonders verlässlich erwiesen. Die Latexflüssigkeit im Reifen verteilt sich gleichmäßig und dichtet kleinere Löcher durch den Reifendruck und die Rotation automatisch ab. Selbst im Profisport – etwa bei der Tour de France oder Klassikern wie Paris–Roubaix – setzen viele Fahrer inzwischen auf Tubeless-Reifen.

Vorteile von Tubeless:

  • Selbstabdichtung bei kleinen Löchern
  • Besserer Pannenschutz
  • Geringeres Gewicht
  • Geringerer Rollwiderstand
  • Kaum Wartung im Fahrbetrieb

Nachteile:

  • Montage erfordert etwas Übung
  • Reifenwechsel kann aufwendiger sein (Reinigung der Felge, Dichtmilchreste)


Reifendimensionen

Umfang / Felgendurchmesser

  • Gravelbikes verwenden meist 28" oder 29" Reifen, offiziell als 700c bezeichnet. Diese Bezeichnung stammt aus der französischen Radsporttradition und bezog sich ursprünglich auf den Außendurchmesser des Reifens (ca. 700 mm). Der Begriff hat sich gehalten, auch wenn moderne Reifen oft deutlich schmaler oder breiter sind.
  • Mountainbikes nutzen meist 27,5" oder 29" Reifen. Die Tendenz geht klar zu größeren Reifen (29"), da sie Hindernisse besser überrollen und mehr Traktion bieten. Nur kleinere Rahmen (z. B. Größe XS) verwenden noch häufiger 27,5".


Reifenbreite

  • Mountainbikes geben die Breite in Zoll an (z. B. 2.25").
  • Gravelbikes verwenden das metrische System (z. B. 700×45C = 45 mm Breite).

Der Unterschied hat historische Gründe: MTBs stammen aus den USA (Zoll-System), Gravelbikes aus dem Rennradbereich (metrisch).

Beispiele für Beschriftungen

 

Gravel Reifen

Beschriftung Bedeutung
700×45C Felgendurchmesser 700c, 45 mm Breite
ETRTO 45‑622 Genormter Wert: 45 mm Breite, 622 mm Felgendurchmesser
29×1.75 (selten) Alternative Zoll-Angabe
120 TPI Gewebedichte (je höher, desto flexibler der Reifen)
TR Tubeless Ready
EXO / DD Zusatzschutz (seitlich oder durchstichfest)
60 PSI Maximaler Reifendruck
Rotation Pfeil zeigt Laufrichtung an

 

 

Mountainbike Reifen

Beschriftung Bedeutung
27.5×2.25 Felgendurchmesser × Reifenbreite (Zoll)
TLR / TL Tubeless Ready
ETRTO 57‑584 57 mm Breite, 584 mm Felge
TPI (z. B. 60 TPI) Fadendichte der Karkasse
EXO, DD, MaxxGrip Schutz-/Gummimischungen (je nach Hersteller)

 


Wichtige Hinweise zur Auswahl

Die meisten Fahrradhersteller geben an, welche maximale Reifenbreite im jeweiligen Rahmen verwendet werden kann.
Grundregel:

  • Dünnere Reifen → Weniger Rollwiderstand, aber weniger Traktion
  • Breitere Reifen → Mehr Grip und Komfort, aber mehr Gewicht und Rollwiderstand

Auch Reifendruck (PSI/bar) beeinflusst Rollverhalten, Komfort und Pannensicherheit stark. Eine gute Übersicht liefert:
www.bicyclerollingresistance.com


Montage Tubeless

  1. Tubeless-Ventile

Viele Bikes werden mit Tubeless Ready-Reifen ausgeliefert, sind aber zunächst mit Schläuchen montiert, da das einfacher ist.
Ein klassischer Fahrradschlauch hat ein vulkanisiertes Ventil – das Ventil ist also fest mit dem Schlauch verbunden.

Bei Tubeless-Systemen wird das Ventil direkt in die Felge geschraubt. Man benötigt also spezielle Tubeless-Ventile, die zuerst montiert werden müssen.

2. Felgenband

Die meisten Hersteller liefern Felgen bereits mit einem Tubeless-Felgenband aus, das die Speichenlöcher abdichtet. Es handelt sich um ein spezielles Klebeband, das verhindert, dass Latexflüssigkeit durch die Speichenlöcher austritt.

3. Latexflüssigkeit

Bevor der Reifen vollständig montiert wird, füllt man die vorgegebene Menge Latexflüssigkeit ein. Die genaue Menge hängt vom Reifenvolumen ab.
Es gibt unterschiedliche Produkte für verschiedene Einsatzzwecke – bei Unsicherheit hilft der Fachhandel oder eine kurze Internetrecherche.

4. Luftdruck

Für die Erstmontage braucht man meist einen kräftigen Luftstoß, um den Reifen in die Felge „springen“ zu lassen. Normale Standpumpen reichen oft nicht.
Spezielle Kompressor-Pumpen oder Tubeless-Booster (Druckbehälter) helfen hier. Alternativ kann man zur nächsten Tankstelle fahren und eine Autoreifenpumpe verwenden.

Wenn alles gut abdichtet, verteilt sich die Latexflüssigkeit gleichmäßig. Es empfiehlt sich, das Rad kurz zu drehen oder direkt eine kleine Runde zu fahren, um die Dichtwirkung zu aktivieren.


Fazit

Die Wahl des richtigen Reifens hängt stark von den eigenen Fahrgewohnheiten und dem Gelände ab:

  • Wer mit dem Gravelbike überwiegend auf Asphalt fährt, ist mit 35–40 mm glatteren Reifen meist besser beraten als mit groben 50 mm-Stollen.
  • Wer bei jedem Wetter durch den Wald fährt, sollte Wert auf Grip bei Nässe und Schlamm legen.

Am Ende zählt: Der passende Reifen ist der, der zu deinem Einsatzgebiet passt.

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